ENTWICKLUNG DES HANDWERKS IN BREDENBEGK    

Handwerklich tätige Menschen gibt es schon seit langer Zeit in unserem Orte. Da jedoch der Gemeindebezirk Bredenbeck in Gutsuntertänigkeit Knigges war, übten die Handwerker ihre Tätigkeit nur unselbständig für die Gutsherrschaft aus. Schmiede, Müller, Stellmacher, Gärtner u. a. wohnten und arbeiteten auf oder am Gutsgelände. Glasbläser, Töpfer u. a. auf dem Steinkrug. Nachdem im Jahre 1850 die Gemeinde Bredenbeck mit ihren Anwohnern aus der Gutsuntertänigkeit entlassen worden war, setzte eine rege handwerkliche Entwicklung ein. Von den Söhnen der Kleinlandwirte im Ort, erlernten viele einen Handwerksberuf, machten sich selbständig oder arbeiteten als Gesellen in einem der neugegründeten Bredenbecker Handwerksbetriebe. Anfang der 80er Jahre im vorigen 19. Jahrhundert, war es um die soziale Sicherheit der Handwerker noch schlecht bestellt. Im Krankheitsfall wurde kein Lohn bezahlt. Die Handwerker mussten bis ins hohe Alter arbeiten, da es noch keine Altersrenten gab. Und selbst die Beerdigung war für viele eine zu hohe finanzielle Belastung. Da setzten sich im Jahre 1883, Handwerker aller vertretenen Berufe, in der Gastwirtschaft Hische an der Beeke zusammen und gründeten die „Kranken- und Sterbeunterstützungs-Kasse“. Eingeschrieben in der „ Hülfskasse des Handwerker - Vereins Bredenbeck ". Nachdem die Satzung vom Landratsamt gebilligt war, wurde der 15. Juni 1883 als Gründungstag festgelegt. Aus dem noch vorhandenen Protokollbuch ( ab 1889 ) ist zu ersehen, dass im Jahre 1890 die Eintrittsgebühr 1 Mark betrug. Erwachsene bezahlten 90 Pfennig, Jugendliche 50 Pfennig Monatsbeitrag. Das Krankengeld betrug vom dritten Krankheitstage an 6 Mark bzw. 3,60 Mark wöchentlich, bei einem Tagelohn von 1,80 Mark bzw. 1,20 Merk. Aus dieser Gründerzeit stammt auch schon unser Handwerkerlied: „seid lustig, ihr Bruder, sıngt frohe Lieder“. Noch im selben Jahre wurde für 250 Mark eine Vereinsfahne angeschafft, die auch heute noch, bei festlichen und traurigen Anlässen, mitgeführt wird.

Das Handwerk blühte in Bredenbeck immer mehr auf. Neue Betriebe wurden gegründet, ältere erweitert. l885 wird erstmals ein Handwerker, der Tischlermeister Friedrich Howind, Gemeindevorsteher 18 verschiedene Handwerksberufe hatten sich zu jener Zeit selbständig in Bredenbeck niedergelassen ( Maurer, Zimmerer, Tischler, Drechsler, Schlosser, Maler, Grobschmiede, Knochenhauer, Müller, Bäcker, Gerber, Sattler, Schuhmacher, Schneider, Stellmacher, Klempner, Dachdecker und Uhrmacher ). Diese schlossen sich im Jahre 1889 zur „Bunten Handwerkergilde“ zusammen und gründeten mit den Statuten vom 5; Juli 1890 die „Gemischte freie Handwerker Innung zu Bredenbeck“. Der Innungsbezirk umfasste die Orte Bredenbeck mit Steinkrug, Pottholtensen und Evestorf. Die revidierten Statuten der Innung ab 1. Oktober 1899 liegen noch original vor. Aus ihnen ist ersichtlich, zu welcher Blüte sich das Bredenbecker Handwerk entwickelt hatte. Zu dieser Zeit gab es allein 13 Tischlereibetriebe im Dorfe, und eine eigene Berufsschule dazu. Die Angehörigen des Handwerks waren auch die Gründer neuer geselliger Vereine, wie Turn- und Gesangverein. So wurde die bauliche und kulturelle Entwicklung im Ort weitgehend vom Bredenbecker Handwerk mitgeprägt. Es waren überwiegend Handwerksmeister, die die Elektrizitätskabel nach Bredenbeck verlegen ließen und damit eine neue Energiequelle einführten. Die Betriebe wurden modernisiert, die Produktion erhöht. Aber es begann damit auch schon eine gewisse Rationalisierung. 1923 feierte der Verein das größte Handwerkerfest zum 40 jährigen Jubiläum. 25 Festwagen aller ansässigen Handwerkszweige fuhren im Umzug mit. Auf einem Festwagen stand das spätere Aufsichtshäuschen der Bredenbecker Badeanstalt am Deisterrand. Eine Abrechnung dieses Festes konnte nicht stattfinden, denn die Beträge gingen in die Milliarden Mark und von einem Tag zum anderen verlor das Geld seinen Wert. Mit dem Wachstum der Industriebetriebe in Hannover und Linden, fanden viele Handwerksgesellen, die in Bredenbecker Handwerkstätten gelernt hatten, dort eine neue Beschäftigung. 1925 wurde die Handwerkerinnung in Bredenbeck aufgelöst, weil die Handwerkskammer Hannover lt. Gesetz ihre Funktionen übernahm. Die Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen verursachten mehrere Betriebsschließungen. Handwerksarbeitsplätze mussten aufgegeben werden. Die Gesellen suchten und fanden später nach der großen Arbeitslosigkeit neue Anstellungen in der Großstadt Hannover, in Springe, im Bergbau und an anderen Stellen außerhalb von Bredenbeck. Doch der enge Zusammenhalt im Handwerkerverein blieb erhalten. Nach dem Motto, „Wer schaffen will, muss auch fröhlich sein“, wurden in den folgenden Jahren, wie vorher auch, manches gemütliche Handwerkerfest gefeiert. Bis der 2. Weltkrieg und dessen schreckliches Ende die Aktivität des Vereins lähmte. Zahlreiche Handwerkskollegen waren, wie auch schon 1918, nicht aus dem Krieg zurückgekehrt, und viele Flüchtlinge aus den Ostgebieten in Bredenbeck untergebracht.
1947 fanden sich die Handwerkskollegen wieder zusammen und führten den Handwerkerverein nach alter Tradition und neuen Satzungen weiter. Wieder wurden neue Handwerksbetriebe im Ort gegründet. Die Mitgliederzahl des Vereins wuchs. Alte Bredenbecker feierten mit den „Neubürgern“ das erste gemein same Handwerkervergnügen Anfang März im Vereinslokal. Dieser Wintervergnügen Termin ist bis heute ein fester Bestandteil im Vereinsgeschehen. Das Handwerk hatte in der Wiederaufbauphase nach dem Kriege einen großen Zulauf. Das wirkte sich auch positiv auf die weitere Entwicklung des Vereins aus. 1953 zählten wir schon 120 Mitgliedskollegen. Das 80 jährige Bestehen beging der Handwerkerverein 1963 wieder in größerem Rahmen. In allen Räumen des Vereinslokals Pape, einschließlich gesäuberter und geschmückter Scheune, wurde mit allen Bredenbecker Vereinen gemeinsam gefeiert. Das Interesse an der Mitgliedschaft im Handwerkerverein nahm immer mehr zu. Ein Beweis, wie hoch das enge Gemeinschaftsleben der Handwerker im Handwerkerverein eingeschätzt wurde. Als wir dann 1973 erstmals unser Jubiläum als Dorfgemeinschafts fest auf dem neuen Festplatz am Deister feierten, wurden alle Nachkriegsmaßstäbe weit übertroffen. Mit nun 180 Mitgliedern organisierten wir einen langen Festzug mit geschmückten Wagen vieler noch ansässigen Handwerkssparten. Gesellen in ihrer Zunftkleidung begleiteten den Zug.

Die Zeit ist weitergegangen. Viele ältere Kollegen aus der Blütezeit des Bredenbecker Handwerks haben uns verlassen. Aber immer wieder stoßen jüngere Gesellen zu uns, um in der großen Bredenbecker Handwerkerfamilie einen Platz zu finden. In unserem 100 jährigen Jubiläumszeitraum vereinen wir jetzt 200 Handwerkskollegen. Vom Gesellen, über den Meister, bis hin zum Diplomingenieur, natürlich nur mit Gesellenbrief. Und alle wohnen nur im Orte Bredenbeck. Das ist eine Mitgliedsbedingung.

Die Aufgaben des Handwerkervereins haben sich im Laufe seines Bestehens gewandelt. Doch eine Tradition ist über 100 Jahre erhalten geblieben. Stirbt ein Vereinsmitglied, so erhalten die Angehörigen ein Sterbegeld von 100 DM. Bei seiner Beerdigung tragen die Handwerkskollegen seinen Sarg bis zur letzten Ruhestatte Und darüber weht unsere alte Handwerkerfahne von 1883. Nun wollen wir unseren 100 Gründungstag vom 12. - 14. August 1983 festlich begehen. In einem großen Umzug durch das geschmückte Dorf, werden die einzelnen Berufe auf Festwagen ihr Handwerk demonstrieren. Wir schauen optimistisch in die Zukunft. Auf dass wir in Frieden und Freiheit unser Handwerk weiter ausüben und in enger Verbundenheit den traditionellen Handwerkerverein Bredenbeck weiter führen können.

Bredenbeck im Februar 1983.  

1. Vorsitzender